Stellungnahme zum neuen Masterplan Velo 2035

30. Oktober 2024

Velofahren erfreut sich steigender Beliebtheit und erlangt eine immer grösser werdende Bedeutung. Dies nicht nur in Sport und Freizeit sondern auch im Alltag und beim Pendeln zu Schule und Arbeit. Mit der zunehmenden Verbreitung von E-Bikes vergrössert sich der Einsatzradius des Velos zudem deutlich. Selbst topografische Hindernisse sind mittlerweile kein Grund mehr, nicht auf das Velo als Verkehrsmittel zu setzen. Dies wurde auch durch den Kanton Luzern erkannt. Ein umfassendes Velokonzept bestehend aus einem Masterplan Velo 2035 sowie Velonetzkarten für den Alltag und die Freizeit sind in Zusammenarbeit mit den Regionen erarbeitet worden. Das Resultat lag in den letzten Wochen zur Stellungnahme auf. Seitens IDEE SEETAL haben wir eine umfassende Rückmeldung an den Kanton abgegeben.

Wir sehen durchaus Potenzial für den Veloverkehr auch in unserem ländlichen Raum und erhoffen uns mittel- bis langfristig eine spürbare Entlastung des motorisierten Individualverkehrs durch die vermehrte Nutzung des Velos. Insbesondere der selbst verursachte Verkehr innerhalb der eigenen oder zwischen benachbarten Gemeinden könnte zu einem schönen Teil auf das Velo verlagert werden. Neben dem positiven Effekt auf die Gesundheit würden die neuralgischen Punkte auf unseren Strassen entsprechend entlastet. Jede Motorfahrzeug-Fahrt weniger hilft, die Infrastruktur zu entlasten.


Damit sich mehr Menschen für das Velo statt für das Auto entscheiden, muss eine komfortable und vor allem sichere Veloinfrastruktur zur Verfügung stehen. Wer sich mit dem Velo im Verkehr nicht wohlfühlt, der wird sich nicht für dieses Verkehrsmittel entscheiden. Entsprechend begrüssen und unterstützen wir die Initiative des Kantons, eine qualitativ wie quantitativ hochwertige Veloinfrastruktur zu konzipieren und hoffentlich dann sukzessive auch bei uns zu bauen.


Teilweise haben wir im Seetal bereits gut ausgebaute Velowege. Leider aber auch viele Gebiete, in welchen noch kaum solche Infrastruktur vorhanden ist. Zentrale und wichtige Verbindungen wie zwischen Hitzkirch und Hochdorf sind bis heute in einem sehr unbefriedigenden Zustand und können folglich das mögliche Potenzial bei weitem nicht ausschöpfen.


Mit dem vorliegenden Velokonzept wird eine Velovorzugsroute, eine qualitativ hochwertige Verbindung, die ein flüssiges, komfortables und sicheres Befahren ermöglicht, aus dem Agglomerationsgürtel Luzern bis nach Hochdorf in Aussicht gestellt. Leider hat man sich in den vorliegenden Netzplänen noch nicht mit dem möglichen Routenverlauf befasst. Seitens IDEE SEETAL fordern wir, dass die Velovorzugsroute über Hochdorf hinaus weitergeführt wird. Die Minimalforderung beinhaltet auch Hitzkirch, einerseits weil das untere Luzerner Seetal ebenfalls in einer starken Wachstumsphase steckt und andererseits weil bekannt ist, dass erhebliche Frequenzen im Pendler- und Schülerverkehr zwischen diesen Gemeinden existieren. Grösser gedacht, müsste eine solche Velovorzugsroute auch weitere Zentren in unserem Lebensraum, wie zum Beispiel Lenzburg oder Wohlen, berücksichtigen.


Dies stellt denn auch eine Schwachstelle des vorliegenden kantonalen Velokonzepts dar. Insbesondere für eine Region wie dem Seetal, mit einer relativ langen Grenze zum Nachbarkanton Aargau, ist die Koordination mit den dortigen Stellen von entscheidender Bedeutung. Leider hören die Netzpläne, insbesondere beim Alltagsnetz, an der Kantonsgrenze mehrheitlich unvermittelt auf. Will man dem Veloverkehr in unserer ländlichen Region zu einem Erfolgsmodell verhelfen, müssen die Verbindungen innerhalb der Lebensräume vollumfänglich gewährleistet werden. Die zuständigen kantonalen Stellen sind folglich gehalten, sich in einen intensiven Dialog mit den Nachbarkantonen zu begeben, damit eine lückenlose Veloinfrastruktur entstehen kann. Schliesslich handelt es sich bei der Veloinfrastruktur nicht um ein kantonales Thema, sondern um einen Verfassungsauftrag auf eidgenössischer Ebene, der folglich alle Kantone gleichermassen betrifft.


Seitens IDEE SEETAL erwarten wir, dass sich die Investitionen in die Veloinfrastruktur in den nächsten Jahren nicht nur auf die Agglomeration beschränken. Wir haben in unserer Stellungnahme festgehalten, dass ländliche Regionen sogar prioritär zu behandeln sind, weil wir nicht wie die Agglomeration über einen bereits heute sehr starken öffentlichen Verkehr verfügen. Ohne signifikante Investitionen in die eine oder andere dieser Mobilitätsformen wird sich an der Dominanz des motorisierten Individualverkehrs bei uns nie etwas ändern.


Zu den Netzplänen haben wir uns detailliert geäussert. Wir weisen den Kanton auf verschiedene Probleme hin, welche aus räumlicher, technischer oder administrativer Sicht gelöst werden müssten, wenn das Konzept wie vorliegend umsetzbar werden soll. Wir gehen davon aus, dass unsere Einwände im Rahmen der Verfeinerung der Pläne berücksichtigt werden.


Luzern ist in Bezug auf das Velo auf einem sowohl ambitionierten wie erfreulichen Weg. Seitens Region sind wir sehr interessiert, das vorliegende Konzept zusammen mit dem Kanton voranzutreiben und damit unserer Bevölkerung mittelfristig neue Mobilitätsangebote anbieten zu können. Die IDEE SEETAL wird in diesem Kontext weiterhin aktiv die Interessen unserer Region wahren.